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Märklins 3003 als Digitallok

Irgendwann in meiner Laufbahn als Eisenbahn-Modellbauer stand ich vor einem Wiederanfang. Ich hatte das Rauchen aufgegeben. Für die zehn DM, die ich sonst pro Tag verraucht habe, sollte ein anderer 'Raucher' angeschafft werden. Nach erstaunlich kurzer Zeit war das Geld beisammen und die 03 gekauft. Inzwischen waren Computer allgegenwärtig, und auch die grossen Firmen hatten sich dem digitalen Thema angenommen. Was war alles mehr möglich, als in alter Zeit? Kein jonglieren mit Stromkreisen und Trafos mehr. Spielspaß pur versprach die neue Technik. Der verrentete Vater war schnell überzeugt, den Neuanfang mit einer Control Unit und einer weiteren digitalen Lok zu finanzieren. Unerwartet kam aus der Quelle dann auch noch ein Personenzug mit Silberlingen hinzu. Der Anfang war getan.

Der herzliche Dank für den Anfang war noch nicht ganz verklungen, da stellte ich fest, dass mit zwei Loks kaum Start zu machen ist. Der Keller gab auch noch die drei geliebten Loks aus früherer Zeit her. Umbauen? Wie geht das? Neu Kaufen? Als Student war das nicht 'mal eben' drin. Schließlich war das konsequente 'Geld-weg-legen' des ersten Monats nach dem Rauchen wieder aufgegeben. (Ich rauche aber zum Glück bis heute nicht mehr.) Der Blick in den Koll brachte Ernüchterndes. Zwei der drei Loks waren inzwischen im analogen Originalzustand mehr wert, als die Neuware. Umbauen? Die erstmal nicht! Aber da war noch eine kleine Dampflok, irgendwann aus irgendeiner Startpackung gekommen, weit vor der Zeit, an die ich mich noch erinnern kann. Wert? Ja, aber wenig. Diese sollte nun also umgebaut werden.

Der erste Weg führte mich zum Händler. Der bot mir direkt den Umbau an. Das war finaziell aber nicht zu machen. Der Decoder an sich riß schon ein Loch in die Studentenkasse. "Können Sie denn überhaupt löten?" fragte mich der Händler dann, als er merkte, dass er seine Dienstleistung wohl nicht an den Studenten bringen würde. Gut, diese Frage konnte ich noch bejahen. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass Löten die wichtigste Voraussetzung für diese Art der Arbeit ist. Wer damit nicht zurecht kommt, der sollte einige Lötübungen machen, bevor er sich an den Umbau macht.

Ich trug nun also den Artikel 6080 von Märklin nach Hause und war gespannt, was für eine Aufgabe da nun auf mich wartet, von der mir der Händler doch so abgeraten hatte. "Wenn Sie keine Erfahrungen haben, dann lassen Sie das dennoch besser." meinte er noch, bevor ich entschlossen die Geldbörse zur Hand genommen hatte. Die Lok aufzuschrauben, war kein Thema, das hatte ich als Kind schon an die hundert Mal gemacht. Ich hätte gerne eine Anleitung wie diese gehabt, denn dann wäre die Lok wohl schon am gleichen Abend auf der neuen Anlage in Betrieb gegangen. Aber ohne Liste, was ich alles brauchen würde waren noch einige Wege notwendig. Daher hier für Sie, liebe Leserinnen und Leser, eine kurze Aufstellung, was alles benötigt wird:

Digitaldecoder 6080 der Fa. Märklin (nur noch im Gebrauchtwarenladen oder bei eBay erhältlich, Preis ca. 40 EUR) als 6081 auch im Fachhandel erhältlich, Preis ca. 50 EUR

Schrumpfschlauch mit 1,6 mm Innendurchmesser (z.B. DSG-Schrumpfschlauch DERAY-IB, erhältlich bei Conrad electronic Best.-Nr. 531243-62 für ca. 1 EUR/m)

Doppelseitiges Klebeband mit Schaumrücken, ca. 1 x 1 cm (Rollenware ca. 1 cm breit im Baumarkt)

Werkzeug: Kleiner Schraubendreher, kleine Kneifzange oder Schere, Lötkolben/Lötzinn

Der Umbau beginnt wie gesagt mit dem Abschrauben des Gehäuses. Dazu wird eine im hinteren Sanddom (am Führerhaus) versenkte Schraube gelöst.

Anschließend wird das Umschaltrelais mit einer Kneifzange oder einer Schere abgeklemmt. Die Kabel sollten nicht direkt am Motor abgeschnitten werden, die Stromzuführung vom Schleifer direkt am Relais. Allgemein gilt, daß die Originalkabel länger zu lassen, kein Fehler sein kann. Das Gehäuse ist ausreichend geräumig, um weitere Kabel aufzunehmen. Anders kann dies bei kleinern Loks sein. Im Sinne der Reparaturfreundlichkeit sind allerdings längere Kabel zu bevorzugen.

Als nächster Schritt werden ca. 2 cm Schrumpfschlauch abgeschnitten und über ein Kabelende geschoben. Die Kabel werden zuvor so abgeschnitten und neu abisoliert, daß das innenliegende Kupfer blank erscheint. Nach dem Verlöten der Kabelenden (dem Decoder beiliegende Anleitung beachten) wird der Schrumpfschlauch so über die Lötstelle geschoben, daß das Metall vollständig abgedeckt ist. Mit dem Lötkolben kann der Schrumpfprozeß durchgeführt werden. Dabei sollte der Lötkolben nahe unter den Schlauch gehalten werden, ohne diesen jedoch zu berühren. Natürlich sollte auch nichts anderes berührt werden. Die aufsteigende Hitze des Kolbens reicht für den Schrumpfungsprozess vollkommen aus.

So wird mit allen zu verbindenden Kabelenden verfahren. Beachten Sie beim Verdrahten unbedingt die vom Hersteller mitgelieferte Anleitung. Jeder Fehler kann das Ende des Decoders bedeuten. Arbeiten Sie lieber langsam und setzen Sie sich nicht unter Zeitdruck.

Bevor der Zusammenbau der Lok beginnt, sollte eine Funktionsprobe durchgeführt werden. Dabei ist darauf zu achten, daß der Decoder an keiner Seite Kontakt mit einem Metallteil des Gehäuses hat. Dies könnte zur Zerstörung des Decoders führen. Nach dem Einstellen der Lokadresse am Decoder (Anleitung des Decoders beachten) und an der Control Unit kann der Test beginnen.

Ist die Funktionsprobe erfolgreich abgeschlossen, kann der Decoder mit Hilfe des kurzen Stückes des doppelseitigen Klebebandes am Rahmen der Lok befestigt werden. Dazu sollte immer das schwarze Kunststoffteil, welches dem Decoder beiliegt, am Rahmen der Lok angeklebt werden und der Decoder darin hineingesteckt werden, um Funktionsbeeinträchtigungen durch Kriechströme zu vermeiden.

Abbildung der fertig digitalisierten Lok
Abbildung: Fertig verdrahteter Decoder im offenen Gehäuse. Klicken Sie auf die Abbildung, um sie zu vergrößern.

Bauvariante: Sollte sich in der Bastelkiste noch ein Tender 2'2'T 26 einer alten Lok (z.B. von einer 050, 044 oder 03) befinden, so kann dieser auch als Tender der kleinen Lok verwendet werden. Die 24 061, die dem LVA Minden für die Erprobung von Armaturen und Zubehörteilen und zur Überführung von Messwagen zugeteilt war, wurde mit dem Krauss-Helmholtz-Gestell der defekten 64 512 ausgerüstet. Zur Vergrößerung des Aktionsradius bekam sie von einer 50-er den Tender 2'2'T 26. Bei diesem originellen "Gespann" waren Lok und Tender nahezu gleich lang. Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h (!) wurden damit erreicht.

Alle Tender können mit LED's oder kleinen Glühlämpchen beleuchtet werden. Dazu habe ich die Lampenatrappen im Tender aufgebohrt und mit je einer kleinen LED (Ersatz-LED gelb für Signale) ausgestattet. Diese LED's haben eine ausreichende Lebensdauer, so daß sie auch eingeklebt werden können. Der Anschluß erfolgte über zwei dünne Kabel, die vom Tender zur Lok führen. Wichtig ist, auf die Polung der LED's zu achten. Immer kurze Beinchen mit kurzen Beinchen zusammenschalten und lange mit langen. Wenn die Beleuchtung nicht auf Anhieb funktioniert, müssen die Anschlüsse gewechselt werden. LED's leuchten nur bei einer bestimmten Polung. Nachteil der Lösung mit der Kabelverbindung von Tender und Lok ist, daß beide nicht mehr getrennt werden können, bei einer Modelleisenbahn erschien mir das aber nicht notwendig.

Und nun wünsche ich Ihnen genauso viel Spaß mit der neu umgebauten Lok, wie ich ihn gehabt habe. Die anderen beiden Loks blieben übrigens analog, sie wurden einige Jahre später durch zwei digitale Loks gleichen Typs ausgetauscht.

Autor: Hans J. Garvens

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© Hans J. Garvens